und die Roadster (1858 Exemplare entstanden zwischen 1957 und 1963) "die schönsten und spektakulärsten Wagen, die jemals in einer deutschen Autofabrik vom Band gelaufen sind".
Er forscht und führt Dossiers über den Verbleib der Legenden auf vier Rädern, von denen bislang rund 600 Stück durch seine Hände gingen. Von rund 85 Prozent aller 300 SL weiß er, wo sie fahren, parken, wem sie gehören. Seine gut gesicherte Datenbank sei Millionen wert, betont Kleissl. Momentan fahndet die Szene noch nach rund 100 Wagen. "Sechs bis zehn 300 SL sind verloren", sagt der Experte. "Sie sind in China gelandet, wurden dort als Kulturgüter klassifiziert, dürfen nicht mehr ausgeführt werden. Schade drum."
Beruf und Berufung, die Raritäten wieder auf die Straße zu bringen
Kleissl klappt nach einer rasanten Probefahrt die Tür des schwarzen Flügeltürers hoch, der gerade durch die Inspektion seiner Werkstatt gegangenen ist. Der Chef erledigt die Endabnahme immer selbst. Beim Fahren hört er, was mit dem Wagen ist, wo es noch hakt, sagt er. Mit dem Klang des Motors bei diesem schwarzen "Flügel" ist er noch unzufrieden. Sein Chefmechaniker nickt, macht sich Notizen. Der Besitzer, ein Italiener, holt morgen das Auto ab. Die Mechaniker müssen Überstunden machen. Der Motorsound soll perfekt sein. Und alles andere auch.
Für Kleissl ist es Beruf und Berufung, die Raritäten wieder zurück auf die Straße zu bringen. "Die 300 SL sind nicht nur Traumautos",
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sagt er beim Gang über den Hof, wo graue, schwarze, lindgrüne, rote, beige und blaue Coupés und Roadster in der Sonne glänzen. "Sie sind Antiquitäten, Kulturgüter, rollende Kunstwerke. Wenn es perfekt passt, verschmelzen Fahrer und Untersatz miteinander. Bei einem solchen Anblick läuft es mir kalt den Rücken runter, erlebe ich meinen ganz persönlichen Augenblick des größten Glücks." Genau daran arbeitet er. Hier in Polling in Bayern, zwischen Starnberger See und Ammersee gelegen. Auf dem 10 000 Quadratmeter großen Wirtschaftstrakt eines alten Klosters, den er vor 30 Jahren gekauft und dessen Stallungen, Scheunen und Mühle er nach und nach renoviert hat. Hier fand er die passenden Parkmöglichkeiten für sein atemberaubendes SL-Antiquariat.
In seiner Firma HK-Engineering, die sich fast ausschließlich um die legendären Sportwagen kümmert, beschäftigt er 35 Spezialisten aus Deutschland, Tschechien und Italien: Mechaniker, Motorentechniker, Karosseriebauer, Lackierer, Lederspezialisten. Sie restaurieren die Fahrzeuge, stecken bis zu 4000 Arbeitsstunden in so manches Wrack vom Schrottplatz. Ihr Lager mit Original-Ersatzteilen sei das am besten sortierte der Welt, sagen sie.
Die restaurierten Schönheiten werden für Preise zwischen 500 000 und 750 000 Euro verkauft - je nach Zustand, Vorbesitzer und Geschichte. Nach Korea, Argentinien, Brasilien, Australien, Südafrika, Russland, Amerika, Mexiko, Venezuela, Deutschland, Italien, Österreich, in die Schweiz und die Emirate.
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